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Von rosaroten Brillen und falscher Sicherheit!

Ein erfolgreicher Unternehmer stellt hochmotivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein. Sein Geschäft läuft hervorragend und dennoch gibt er seinen Mitarbeiter*innen ausschließlich 2-Jahresverträge.

Eine High Level-Führungskraft übernimmt ein gut eingespieltes und erfolgreich arbeitendes Team. Ihr Fokus liegt jedoch ausschließlich auf ihrem eigenen Vorteil. Die Menschen im Team sind für sie nur Mittel zum Zweck. Gesprächsbedarf der Teammitglieder nimmt sie nicht ernst und zuhören wird ihrer Meinung nach völlig überbewertet. Seit die Führungskraft das Team übernommen hat, haben 5 der 25 Mitarbeiter*innen gekündigt. Weitere überlegen noch…

Eine Unternehmerin ärgert sich maßlos darüber, dass zwei ihrer Mitarbeiter sich ständig in der Wolle haben. Sie entlässt den jüngeren Mitarbeiter noch in der Probezeit und deckt den anderen Mitarbeiter zusätzlich mit dessen Aufgaben ein. Ihrer Meinung nach herrscht nun Ruhe.

Was haben alle diese Fälle gemeinsam?

Entscheidungen können teuer sein

Die Unternehmer*innen haben Probleme kurzfristig gelöst – aber auf lange Sicht steigen Arbeitsaufwand und Kosten stark an. Zudem tragen diese „Lösungen“ sicher nicht zur guten Stimmung bei.

Ich behaupte: Die Opportunitätskosten in allen drei Fällen sind sehr hoch und kaum bezifferbar.

Nehmen wir den Unternehmer, der seine Mitarbeitenden mit befristeten Verträgen einstellt:

Für den Fall, dass die Auftragslage sich verschlechtert, kann er in absehbarer Zeit Personalkosten einsparen. Er kann sich auch auftrags- oder projektbezogen Fachpersonal einstellen. Er bewahrt sich eine gewisse Flexibilität, was das Personal angeht.

Aber: Er verliert dabei aus den Augen, welchen Zeit- und Arbeitsaufwand die Personalsuche/Personalgewinnung und die Einarbeitung einnimmt. Was kostet es den Unternehmer, wenn seine Mitarbeiter*innen aufgrund der bestehenden Unsicherheit das Unternehmen tatsächlich verlassen? Das Knowhow und die Innovationskraft, die jedes Mal verloren geht, verursachen ebenfalls Kosten und hohe Informationslücken.

Persönliche Haltung färbt Entscheidungen

Wie kann ein Unternehmen dauerhaft erfolgreich sein, wenn den Mitarbeitenden die Möglichkeit genommen wird, sich einzuleben, einzuarbeiten und damit Identifikation aufzubauen?

Auf lange Sicht stellt sich der Unternehmer schlechter, weil er dem Unternehmen keine stabile Basis gibt. Menschen brauchen Sicherheit, um gute Arbeit zu leisten und ein Gefühl von Gemeinschaft aufzubauen.

Die rosarote Brille bringt aber nicht nur die Mitarbeitenden aus dem Gleichgewicht, sondern wirkt besonders stark auf die Person, die sie trägt.

Die Entscheidung, mit 2-Jahresverträgen zu arbeiten, kommt vielleicht aus der Angst vor Kontrollverlust zustande. Vielleicht auch aus mangelndem Vertrauen in andere Menschen?

Die Persönlichkeit (Haltung und Denkweise) von Menschen färbt jede Entscheidung ein. Je unbewusster die eigene Haltung und Denkweise ist, desto größer ist die Gefahr der negativen Beeinflussung.

Unternehmer*innen und Führungskräfte schauen häufig durch ihre rosarote Brille auf das Unternehmen und auf „die Anderen“. Sie wiegen sich in der falschen Sicherheit, dass alles gut ist, wenn die Zahlen stimmen und die Mitarbeiter*innen Ruhe halten und ihren Job machen.

Auf die eine oder andere Weise haben wir alle eine solche schicke Brille auf der Nase.

Nehmen Sie sie doch einmal ab und schauen Sie sich Ihr Unternehmen an. Was fällt Ihnen auf?

Herzliche Grüße, Ihre Tanja Bauer-Glück

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